Zwischen Exil und Migration

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Exilliteratur ist ein Phänomen seit der Antike: Aus politischen oder religiösen Gründen verlassen Schriftsteller und Schriftstellerinnen ihre Heimat. In ihrem Gastland schreiben sie entweder weiterhin in ihrer Muttersprache oder aber übernehmen die neue Sprache für ihre Literatur. Ihre Texte stehen oft zwischen den beiden Welten, wie bei Hilde Domin, die sich „eine spanische Dichterin in deutscher Sprache“ nannte. Eng damit verwandt ist die Interkulturelle Literatur, Brückenliteratur oder auch Migrantenliteratur, die ebenfalls zwischen den Sprachen und Kulturen steht. Das IAI sammelt schon lange beispielsweise jamaikanische Literatur aus London oder haitianische Literatur, die in Kanada entsteht.

Bereits 2015 konnten auf einer Erwerbungsreise nach Amsterdam eine Reihe Publikationen spanischsprachiger Exilautoren und -autorinnen aus den Niederlanden erworben werden, die in Kleinverlagen oder im Selbstverlag publiziert und in der kleinen Buchhandlung El Rincón del Libro  vertrieben werden. Es sind dies überwiegend Memoiren, autobiographisch geprägte Gedichte und andere Selbstzeugnisse.

Der aktuelle Neuzugang in der Bibliothek ist die Zeitschrift Éxodo, von der das IAI die Nummer 1 bis 4 aus dem Jahr 1966 erwerben konnte. Éxodo ist in keiner anderen Bibliothek nachgewiesen. Die Zeitschrift, die Lyrik und später auch Prosa in spanischer Sprache veröffentlicht, erschien in Frankfurt am Main unter der Leitung von Francisco Vélez Nieto. Sie stellt sich in die Tradition der Arbeiterliteratur, zitiert Brecht in der und schreibt im Vorwort zur zweiten Nummer:

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Auch in Éxodo nehmen viele der lyrischen Texte expliziten Bezug auf die Situation der spanischen Arbeitsmigranten und –migrantinnen und zeichnen so ein Bild, das auch in heutigen Tagen nicht ganz fremd ist.