„30-30“ – eine Zeitung der Mexikanischen Revolution

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„Colaboración en mexicano la aceptaremos si viene ajustada a los principios de la Revolución“: In dieser Fußnote auf der letzten Seite der mexikanischen Zeitung „30-30“ faßt ihr Herausgeber Isidor Lara die Prinzipien des Blattes zusammen. Die Zeitung, die ihren Namen von der weit verbreiteten Repetierbüchse Winchester 30-30 hatte, setzt sich für die politischen und sozialen Ideale der mexikanischen Revolution ein und ist strikt zweisprachig: die Texte erscheinen in zwei Spalten, eine davon in Nahua, die andere in Spanisch.

Isidro Lara, Drucker und Verleger, geriet nach der Decena Trágica im Jahr 1913 immer wieder mit der Zensur in Konflikt. Im September 1913 wurde er vorübergehend festgenommen und zu einer Haftstrafe verurteilt, dann aber überraschend nach wenigen Tagen freigelassen (vgl. Manuel Servín Massieu: Tras las huellas de Urrutia. México, 2005, p.99-101).

Die Geschichte der Zeitung „30-30“ ist unklar. Im Aufsatz „Los carraclanes“, in dem seine Söhne Miguel und Spencer Lara Ruiz das Leben und politische Engagement ihres Vaters beschreiben (in: Alicia Olivera Sedano, Mi pueblo durante la Revolución, México, 2010, S.127-163), werden zahlreiche Ausgaben aus den Jahren 1915 und 1916 mit genauen Daten erwähnt. Auch beschreiben seine Söhne, daß Isidro Lara bei seiner Verhaftung 1913 an der zweiten Nummer der Zeitung arbeitete. Andererseits trägt die Ausgabe vom 16. Dezember 1916, die das Ibero-Amerikanische Institut jetzt antiquarisch erwerben konnte, die Aufschrift „Tomo 1, Núm 1“.

Mitherausgeber von „30-30“ ist Samuel Ramos, der auch für den Vertrieb – angeblich wurde 28.000 Exemplare gedruckt – zuständig  ist. Die Übersetzungen der spanischen Texte ins Nahua stammen von Sixto Tlapanco, der sich bereits als Übersetzer literarischer Werke einen Namen gemacht hatte.

Bisher konnte der Erscheinungsverlauf von „30-30“ in der Herausgeberschaft von Isidor Lara noch nicht geklärt werden. Erschwerend kommt hinzu, daß dieser Titel zur Zeit der Mexikanischen Revolution wie auch die gleichnamige Waffe durchaus beliebt war und es ab 1911 mindestens zwei weitere Zeitungen in Tuxtla Gutiérrez und Aguascalientes mit demselben Namen gibt. In Deutschland ist die Ausgabe der Zeitung, die das Ibero-Amerikanische Institut besitzt, ein Unikat.