Auf nach Panama und Costa Rica! – Über 1300 Bände aus Zentralamerika finden den Weg ins IAI

Neben Erwerbungsreisen nach Kolumbien und Argentinien stand in diesem Jahr auch eine Reise nach Zentralamerika an. Den Workshop der regionalen Koordinator*innen des Zeitschriften-Index LATINDEX, der in diesem Jahr in San José stattfand und an dem Dr. Christoph Müller als Koordinator für Europa teilnahm, nutzen wir, um in panamaischen und costa-ricanischen Buchhandlungen und Antiquariaten nach Medien zu suchen, die in der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts bislang noch nicht zur Verfügung standen. Insgesamt konnten wir bei der zweiwöchigen Reise über 1300 neue Medieneinheiten, darunter über 300 Zeitschriftenhefte, für das IAI erwerben.

In Panama wurden wir in der universitären Buchhandlung und in der Librería Cultural Panameña fündig. In beiden erwarben wir neuere wissenschaftliche und literarische Publikationen, zudem fanden wir in der Librería Cultural Panameña einen großen Bestand an wissenschaftlichen und historischen Zeitschriften. Über die wichtigen Lückenergänzungen freuten wir uns ebenso wie über Einzelhefte von bisher weniger bekannten Publikationen, wie der 1977 erstmalig erschienenen antiimperialistischen Kulturzeitschrift „La Plancha“. Allein in Panama konnten wir damit während des viertägigen Aufenthalts allein 600 Medien für die Bibliothek des IAI erwerben.

Der Besuch in der Hauptstadt Costa Ricas war ebenso ergiebig. In San José erwartete uns ein vielfältiges Angebot, das Antiquariate, kleinere Buchläden sowie Universitätsverlage und -buchhandlungen einschloss. Im Hinblick auf neuere costa-ricanische Literatur, von Romanen bis Lyrik, entpuppte sich die Librería UCR, die Buchhandlung der Universidad de Costa Rica, als wahre Goldgrube. Hier fanden wir über 300 Werke costa-ricanischer Autorinnen und Autoren, die bislang im IAI noch nicht zur Verfügung standen. Doch nicht nur die Literaturwissenschaften konnten wir bei dieser Reise bedienen, auch neuere Forschungsliteratur aus den Geschichts- und Sozialwissenschaften sowie Kunst- und Architekturbände und die Publikationen der nationalen Museen fanden den Weg ins IAI.

Auch bei antiquarischen Erwerbungen hatten wir Glück: Im kleinen Buchladen „El Erial“ fanden wir zahlreiche Bände aus dem frühen 20. Jahrhundert. Zu nennen sind hier unter anderem Zeitschriften wie der „Agricultor Costarricense“, die „Revista de Agricultura: Campo, hogar, escuela“ oder auch das Mitteilungsblatt der Elektrizitätsgesellschaft „Compañia Nacional de Fuerza y Luz“, die als wichtige Quellen für die Sozial-und Wirtschaftsgeschichte des Landes dienen können. Waren in Deutschland vor der Reise nur Einzelhefte dieser Zeitschriftentitel vorhanden, so konnten wir hier wichtige Lückenergänzungen, vor allem für die 1940er Jahre, vornehmen.

links: Guadalupe G. de Rivera, Directora Técnica der Biblioteca Nacional Ernesto J. Castillero, rechts im Bild: Anayansi R. de Arosemena, Jefa de Adquisiciones y Agencia ISBN, Biblioteca Nacional Ernesto J. Castillero

Doch wir haben nicht nur Bücher erworben, sondern wurden zudem auch reichlich beschenkt: Während der Reise durften wir Buchgeschenke entgegennehmen, unter anderem von Despacio, einem Kunstprojekt in Costa Rica, dessen Publikationen wir über Erno Hilarion erhielten. Auch von den beiden größten Bibliotheken in Panama – der Universitätsbibliothek Biblioteca Interamericana Simón Bolívar und der Nationalbibliothek Biblioteca Nacional Ernesto J. Castillero R. – erhielten wir zahlreiche Bände, darunter ein druckfrischer großformatiger Band zur Geschichte von Panama-Stadt. Für die großzügigen Schenkungen möchten wir uns an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken. ¡Muchas gracias!

Lohnenswert war die Reise jedoch nicht nur wegen der zahlreiche Printmedien. Neben der LATINDEX-Tagung in Costa Rica, bei der die Wichtigkeit des freien Onlinezugriffs auf wissenschaftliche Zeitschriften betont wurde und von der wir an anderer Stelle berichten werden, war der freie Zugriff auf E-Ressourcen auch ein wichtiges Thema bei den Besuchen der beiden großen Bibliotheken in Panama. Mit Damaris Tejedor, Direktorin der Biblioteca Interamericana Simón Bolívar und des Sistema de Biblioteca de la Universidad de Panamá, besprachen wir Kooperationsmöglichkeiten hinsichtlich des orts- und zeitunabhängigen Zugriffs auf die digitalen wissenschaftlichen Publikationen des Landes. Angestrebt wird, so ein Ergebnis der Gespräche, die Einspielung der Katalogdaten aus Panama in „IberoSearch“, das neue Discovery-System des IAI, wodurch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland und Europa leichter auf die Volltexte der in Panama publizierten E-Ressourcen zugreifen könnten.

Auch die Nationalbibliothek engagiert sich in der Digitalisierung der Bestände, so stehen mittlerweile unter anderem Zeitschriften und Tageszeitungen aus Panama online zur Verfügung. Mit ihrem digitalen Angebot, aber auch mit der Kartenabteilung, der Jugend- und Kinderbuchabteilung oder den historischen und audiovisuellen Sammlungen, spricht die Nationalbibliothek ein breites Publikum an, das von in- und ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bis zu Jugendlichen und Kindern reicht. Letztere werden mittlerweile auch vom „Bibliobus“ besucht, der bei unserem Besuch zufällig vor der Nationalbibliothek parkte.

Und apropos, Kinder- und Jugendliteratur: Es gibt wohl kaum einen treffenderen Ausspruch, um die für uns überaus erfolgreiche Reise zusammenzufassen, als der von Janosch: Oh, wie schön ist Panama! Und Costa Rica –  bleibt uns da nur noch hinzuzufügen! Wir kommen wieder!

PS: (Fast) alle Bände haben bereits ihren Weg ins IAI gefunden – teils in Bücherkisten über die Post oder im Koffer – und warten nun auf ihre Katalogisierung. Die Nutzer*innen des IAI können sich also bald auf vielseitige Literatur aus diesen Ländern freuen.