Über den Fachinformationsdienst und andere Projekte

Die Mitteilungen des Deutschen Hispanistenverbandes (Nr. 34, November 2016) stellen in einem Beitrag die Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts, den Fachinformationsdienst und weitere Projekte vor:

Das Ibero-Amerikanische Institut und der FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies

Die Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts Stiftung Preußischer Kulturbesitz (IAI) ist eine moderne Forschungsbibliothek, spezialisiert auf die Regionen Lateinamerika, Karibik sowie Spanien und Portugal. Sie sammelt Medien aus und über diese Regionen in allen Erscheinungsformen mit den Schwerpunkten Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Aktuell verfügen die Bibliothek und die Sondersammlungen des IAI über 1,7 Mio. Bücher, Zeitschriften und Zeitungen, elektronische Dokumente, Landkarten, Plakate, Tonträger, Fotos und Filme, Nachlässe und weitere Materialien. Die Bibliotheksbestände und zahlreiche Sondermaterialien sind vollständig im Online-Katalog (www.iaicat.de) nachgewiesen. Die Bibliothek des IAI stellt ihre Dienstleistungen lokal, regional, überregional sowie international zur Verfügung: So haben registrierte NutzerInnen Zugang zu E-Books, elektronischen Zeitschriften und großen Volltext-Datenbanken ortsunabhängig per Log-in. Bücher und Aufsatzkopien stellt das IAI über die Fernleihe und einen Dokumentenlieferdienst zur Verfügung.

Am Ibero-Amerikanischen Institut wird – zunächst für die Jahre 2016 bis 2018 – der „Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies“ von der DFG gefördert. Neben der kontinuierlichen Erwerbung aktueller Publikationen stehen forschungsrelevante, antiquarische Zeitschriften sowie große Datenbanken mit Zeitungen, Zeitschriften und weiteren Volltexten im Vordergrund. In Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen werden neue Wege der Kommunikation zwischen der Forschung und den wissenschaftlichen Bibliotheken erprobt, wie jährliche Workshops und Fokusgruppengespräche. Dadurch sollen auch neu entstehende Forschungsfelder direkt und unmittelbar bei der Literaturversorgung berücksichtigt werden. Zur regelmäßigen Information über neue Angebote und Dienstleistungen des Fachinformationsdiensts (FID) dient das FID-Blog (http://fidblog.iai.spk-berlin.de).

Innerhalb des FID bildet die Erweiterung des Angebotes an Zeitschriftentiteln in der Bibliothek des IAI einen zentralen Schwerpunkt. Hierbei handelt es sich zum einen um die Erwerbung von elektronischen Zeitschriften, seien es frei im Netz verfügbare wissenschaftliche Titel oder aber Titel, für die Lizenzen abgeschlossenen werden müssen. Zum anderen werden gedruckte Zeitschriftenhefte des 19. bis 21. Jahrhunderts antiquarisch erworben. Dabei geht es nicht vordringlich darum, komplette Sets von einzelnen Titeln anzubieten, sondern vielmehr darum, die Existenz von Titeln überhaupt nachzuweisen und den WissenschaftlerInnen der verschiedenen Disziplinen ein möglichst breites Spektrum an Zeitschriften zur Verfügung zu stellen. Dieser Nachweis ist besonders wichtig, da nationale Zeitschriftenbibliographien in den meisten Fällen thematisch begrenzt, unvollständig oder gar nicht vorhanden sind. Für konkrete Forschungsprojekte und Vorhaben werden darüber hinaus in enger Abstimmung mit in- und ausländischen WissenschaftlerInnen konkrete Zeitschriftentitel erworben und vervollständigt.

Das von der DFG in der Programmlinie „Förderung herausragender Forschungsbibliotheken“ finanziell unterstützte Projekt „Kulturzeitschriften Lateinamerikas“ geht ab Oktober 2016 in eine zweite Förderphase. Innerhalb von 36 Monaten werden 85 weitere Zeitschriftentitel aus Argentinien, Brasilien, Cuba, Kolumbien und Peru aus dem Zeitraum 1860–1930 in der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts antiquarisch ergänzt und anschließend digitalisiert. 78 dieser Titel sind in Deutschland ausschließlich in der Bibliothek des IAI vorhanden. Insgesamt handelt es sich um ca. 19.500 Zeitschriftenhefte mit fast 1 Million Seiten. Wie die Zeitschriften der ersten Förderphase, in die Titel aus Argentinien, Chile, Cuba, Ecuador, Peru und Puerto Rico einbezogen waren, werden die Digitalisate in den Digitalen Sammlungen des IAI (www.iaidigital.de) frei zugänglich gemacht. Über Funktionen wie ein virtuelles Bücherregal und persönliche Kommentarfelder können Arbeits- und Seminargruppen diese Materialien gemeinsam nutzen.

Eine präzise Definition dessen, was eine Kulturzeitschrift genau ausmacht, ist kaum zu finden. Inhaltlich greifen Kulturzeitschriften ein breites Spektrum an Themen auf. Dies verweist auf einen weitgefassten Kulturbegriff, der neben den kulturwissenschaftlich orientierten Geisteswissenschaften auch die Naturwissenschaften und die Technik ausdrücklich mitberücksichtigt. Diese Interdisziplinarität ist möglicherweise das wichtigste Merkmal der Kulturzeitschriften zwischen 1860 und 1930. Die Vielfalt der Themen beinhaltet unter anderem politische, literarische, musiktheoretische und -praktische, soziologische, satirische und technische Artikel. Die Texte wurden bewusst allgemein verständlich abgefasst, um eine breite, sowohl akademische als auch nicht-akademische Leserschaft anzusprechen. Die Form der Beiträge ist ebenso vielfältig: Primär- und Sekundärliteratur steht neben Interviews, Rezensionen, Kritiken, Nachrichten und Karikaturen. Die meisten Kulturzeitschriften enthalten zudem zahlreiche Illustrationen, Fotos und Grafiken. Darüber hinaus waren sie beliebt als Träger von Werbung sowie von Klein- und Kontaktanzeigen.

Im Rahmen eines weiteren durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projekts digitalisiert das Ibero-Amerikanische Institut seine Zarzuela-Sammlung. Damit werden der Wissenschaft in Kürze über 1.600 Quellen zum spanischen und hispanoamerikanischen Musiktheater des 19. und 20. Jahrhunderts online und frei zugänglich in den Digitalen Sammlungen des IAI (www.iaidigital.de) und im Online-Katalog der Bibliothek (www.iaicat.de) zur Verfügung stehen. Das IAI besitzt eine in Deutschland einzigartige Sammlung von historischen Zarzuela-Libretti, welche begleitend zu den Aufführungen der populärkulturellen, mit Arien und Romanzen versetzten Theaterstücke erschienen sind. Oftmals auf dünnem, fragilem Papier gedruckt, wird durch das Projekt die künftige, elektronische Zugänglichkeit zu den vom Papierzerfall bedrohten Primärtexten für die Forschung sichergestellt. In Ergänzung werden auch die Zarzuela-Notendrucke aus den Bibliotheksbeständen digitalisiert. Inhaltlich umspannt die Sammlung diverse Stücke bekannter Komponisten wie Francisco Asenjo Barbieri, Federico Chueca oder Pablo Sorzábal und Autoren wie Carlos Arniches, Guillermo Fernández Shaw oder Ricardo de la Vega. Hinzu kommt ein bedeutender Anteil an Zarzuelas in spanischen Regionalsprachen, vorwiegend Katalanisch und Baskisch. Aus Hispanoamerika liegen zahlreiche Libretti zu argentinischen bis mexikanischen Stücken vor. Projektbegleitend findet die Ausstellung „Zarzuela: spanisches Musiktheater“ statt, in der vom 8. Dezember 2016 bis 31. Januar 2017 in der Bibliothek des IAI die vielfältigen Bestände zur Zarzuela vom Libretto, Notendruck und Digitalisat bis hin zur Schallplatte, CD und DVD zu sehen und zu hören sein werden.

Die ReferentInnen in der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts stehen Ihnen für Ihre Anregungen, Wünsche und Kommentare gerne zur Verfügung. Schreiben Sie uns unter fid@iai.spk-berlin.de !