Bienvenida! Wir begrüßen Annika Hartmann als neue Projektkoordinatorin des FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies

Gute Nachrichten für den Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies! Dr. Annika Hartmann wird als Projektkoordinatorin den FID in seiner zweiten Förderphase unterstützen. An ihrem ersten Arbeitstag am 1.10.2020 haben wir sie zum Fachinformationsdienst, den (geplanten) Services und ihrem beruflichen Weg zum FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies befragt.  

Liebe Annika Hartmann, wir freuen uns sehr, dass Sie als neue Projektkoordinatorin den FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies in den kommenden Jahren unterstützen werden. Was ist denn eigentlich ein Fachinformationsdienst und was zeichnet ihn aus?

Die „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ sind ein Förderprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland. Es handelt sich um das Nachfolgeprogramm der von 1949 bis 2016 von der DFG geförderten Sondersammelgebiete, die durch dieses neue Förderangebot abgelöst wurden.  Ziel dieses Förderprogramms ist es, Wissenschaftler*innen aller Fachrichtungen in Deutschland unabhängig von Standort ihrer Tätigkeit einen möglichst schnellen und direkten Zugriff auf Spezialliteratur und forschungsrelevante Ressourcen zu ermöglichen. Dadurch, dass die FID über die Grundversorgung hinausgehen, verstehen sich die Fachinformationsdienste alsErgänzung zu den Informationsinfrastrukturen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Je nach Fachgebiet und regionalem Schwerpunkt fallen die Informationsbedarfe in den verschiedenen Fachcommunities selbstverständlich unterschiedlich aus: Umso wichtiger ist es also, die Angebote der FID nachfrageorientiert und im Austausch mit den jeweiligen Fachcommunities zu gestalten. Dementsprechend variieren dann auch die Dienstleistungen der FID: Von Bestandsaufbau und neuen Recherchetools, die den Zugriff auf digitale Ressourcen erleichtern, über Blogs und Digitalisierungs- und Erwerbungsvorschläge bis hin zur Unterstützung bei Themen wie Forschungsdatenmanagement und Open Access.

Getragen werden die verschiedenen FID von wissenschaftlichen Bibliotheken, denen für die jeweils betreuten Fachgebiete und Regionen eine überregionale Bedeutung zukommt. Die Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts betreute bereits von den 1970er Jahren bis 2015 das Sondersammelgebiet Ibero-Amerika, seit 2016 ist die Bibliothek nun für den Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies zuständig. „Unser“ FID richtet sich dabei an Wissenschaftler*innen, vorrangig aus den geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen, die sich in unterschiedlichen Kontexten mit Lateinamerika und der Karibik und deren transregionalen Verflechtungen sowie den Latino Studies im weiteren Sinne beschäftigen.

Worum wird es denn beim FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies in der zweiten Förderphase gehen? Auf welche Services können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Lateinamerika, Karibik und transnationalen Verflechtungsprozessen auseinandersetzen, freuen?

In der zweiten Förderphase wird es um zwei Arbeitsbereiche gehen: Zum einen der Ausbau der bedarfsorientierten, überregionalen, standortunabhängigen Informationsversorgung mit Print- und E-Medien. Zum anderen steht in der zweiten Förderphase der Vernetzungsaspekt im Vordergrund. Wir wollen stärker in den Austausch mit den zu Lateinamerika, Karibik und Latino Studies Forschenden treten, um die Bedarfe der Communities besser erfassen und einbinden zu können.

Beispielsweise haben wir bereits mit unserer projektfokussierten Erwerbung begonnen: Das heißt, wir beraten Wissenschaftler*innen, die an einem neuen Forschungsprojekt arbeiten oder ein solches planen, bei den Literaturbedarfen und beschaffen die für das Projekt benötigten digitalen und gedruckten Medien.

Um einen schnellen Zugriff zu ermöglichen, haben wir zudem für Forschungsprojekte eine FID-Direktausleihe etabliert: Wenn Sie also nicht in Berlin arbeiten und die für Ihr Projekt relevante Literatur direkt auf den Schreibtisch geliefert haben möchten, dann melden Sie sich bei uns! Auch einen kostenlosen Digitalisierungsservice bieten wir momentan im Rahmen des FID an – nicht nur in Pandemiezeiten eine enorme Hilfe.

Weiter wollen wir unsere derzeitige Webseite zu einem Portal für den Fachinformationsdienst ausbauen, das alle Services bündeln und vielfältige Recherche- und Vernetzungsmöglichkeiten für zu Ibero-Amerika arbeitende Forscher*innen bieten wird: Geplant ist der Aufbau einer Datenbank, in der sich Lateinamerika-Expert*innen verzeichnet und austauschen können. Ebenfalls werden in diese neue Webseite Themenportale zu Populärliteratur und Lateinamerikanische und Karibische Kulturzeitschriften integriert, in denen Interessierte digitalisierte Quellen, aber auch Informationen zu Konferenzen, Tagungen sowie anderen Expert*innen finden können.

Das ist letztlich ein kleiner Einblick in die bereits etablierten und geplanten Services, die zur Verbesserung der regionalbezogenen Informationsinfrastruktur beitragen sollen. Einen Überblick über alle Services findet sich übrigens in unserem Blog.

Und welche Aufgaben werden Sie übernehmen?

Zum einen werde ich den Projektleiter Peter Altekrüger und die anderen Modulverantwortlichen bei der Umsetzung der bewilligten Arbeitspakete unterstützen, die Aktivitäten im FID koordinieren und evaluieren sowie eine Nachhaltigkeitsstrategie zur Etablierung und Absicherung der Angebote entwickeln, also Projektmanagementaufgaben übernehmen . Auch das Antragsverfahren ist mit der Umstellung von den SSG auf FID komplexer geworden, die Antragsvorbereitungen für die dritte Förderphase werden mich dann intensiv bereits ab nächstem Jahr beschäftigen. Auch an der Planung und Durchführung von Workshops mit verschiedenen Zielgruppen und Themensetzungen werde ich beteiligt sein: Im Gespräch mit Fachreferent*innen, Nachwuchswissenschaftler*innen und Vertreter*innen der Verbände und Verbundprojekte werden wir gemeinsam Informationsbedarfe bestimmen und für die zur Region arbeitenden Fächer wichtige Anforderungen, beispielsweise im Bereich von Forschungsdaten und Open Access, bestimmen.

Zum anderen werde ich für die Entwicklung einer Öffentlichkeitsstrategie für den FID zuständig sein, die sowohl analoge als auch digitale Kommunikationskanäle umfassen wird. Mich werden Sie zudem auf Tagungen sehen bzw. von mir auf Twitter und im Blog lesen. Ich bin die erste Ansprechpartnerin, an die sich Interessierte wenden können. Ich freue mich also auf Fragen zum FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies unter fid@iai.spk-berlin.de!

Ein weiterer wichtiger und für diesen FID neuer Arbeitsbereich, den ich übernehmen werde, wird außerdem die Planung, Konzeption und Durchführung von quantitativen und qualitativen Nutzerbefragungen sein. Ein sehr spannender Arbeitsbereich, in dem es um die Frage gehen wird: Wer sind „unsere“ Communities, welche Bedarfe haben sie und wie erreichen wir sie am besten?

Im Ibero-Amerikanischen Institut, das den Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies betreut, sind Sie ja kein neues Gesicht mehr. Wie kamen Sie nun zum Fachinformationsdienst?

Stimmt, ich bin zwar ein „FID-Rookie“, aber das Arbeitsumfeld kenne ich mittlerweile doch ganz gut. Im IAI habe ich meine Laufbahnausbildung für den höheren Bibliotheksdienst („Bibliotheksreferendariat“) absolviert, das ich am 30. September 2020 erfolgreich abgeschlossen habe. Während des Referendariats habe ich bereits das gesamte Antragsverfahren für die zweite Förderphase – von vorbereitenden Recherchen, über die Konzeption bis hin zur Redaktion des Antragsschreibens – begleiten dürfen. Das, was den FID gegenüber den SSGs ausmacht, welche Ziele er verfolgt, und die konkreten Arbeitsschritte in diesem Projekt kenne ich also durch meine praktische und theoretische Ausbildung sehr gut. Koordinierende Aufgaben habe ich zudem in meinen vorherigen Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Gießen übernommen. Auch aus fachlicher Sicht passt die Stelle gut: Ich bin Lateinamerikahistorikerin und habe 2018 meine Promotion zur Geschichte der Familienplanung in Guatemala an der Universität Bremen abgeschlossen. Die Herausforderungen, die sich gerade im Hinblick auf Lateinamerika und der Karibik bei der Literaturrecherche und dem Zugang zu forschungsrelevanten Informationen ergeben, kenne ich also auch aus eigener Erfahrung. Dass sich nun im Anschluss an mein Referendariat diese Stelle im Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies ergeben hat, ist für mich ein echter Glücksfall: So kann ich in die spannende Bibliothekswelt einsteigen ohne den (beruflichen) Bezug zu Lateinamerika, der mir sehr wichtig ist, aufgeben zu müssen. 

Zum Abschluss noch eine kurze Frage: Was erhoffen Sie sich für den Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies?

Neben einer erfolgreichen Umsetzung der bewilligten Arbeitspakete streben wir selbstverständlich eine dritte Förderphase für den FID an. Allgemein erhoffe ich mir, dass wir uns als weiterhin wichtiger Ansprechpartner für zu Lateinamerika, Karibik und Latino Studies arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern etablieren können, um gemeinsam neue Angebote zu entwickeln. Zu Lateinamerika Forschende – sowohl Nachwuchswissenschaftler*innen als auch etablierte Wissenschaftler*innen – sollen bei der Planung ihres neuen Forschungsprojektes zukünftig sagen können: „Ich wende mich erst einmal an den FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies. Das sind die Spezialist*innen für meinen Informations- und Literaturbedarf. Hier ist der erste Einstieg für meine Forschung!“

Vielen Dank, Annika Hartmann, für dieses Interview. Wir wünschen Ihnen einen gelungenen Start im Fachinformationsdienst Lateinamerika, Karibik und Latino Studies!

Das Interview führte Dr. Ulrike Mühlschlegel.

Dr. Annika Hartmann finden Sie übrigens auch auf Orcid: https://orcid.org/0000-0003-4268-2153