Science Fiction # 5: Eine Zukunft, die es nie gab – Vaporpunk

Die Dampfmaschine als Zukunftstechnologie? – Was für Unwissende zunächst absurd erscheint, ist für die Steampunk- bzw. bewegung selbstverständlich. Denn Steampunk-Erzählungen spielen in der Steampunk-Ära, einer Zukunft, die vom Entwicklungsstand des viktorianischen Zeitalters aus gedacht wird. Das Genre gehört damit zu den Strömungen des sog. Retrofuturismus, also einer Sicht auf die Zukunft, wie sie in früheren Zeiten entstanden sein könnte.

Vertreter der Steampunk-Bewegung mit typischem Outfit (Quelle: Wikipedia Commons)

Neben typischen Elementen der viktorianischen Mode, Kultur und Architektur finden sich in Steampunk-Erzählungen daher Nova, die auf den technischen Innovationen des 19. Jahrhunderts basieren. Eine zentrale Rolle nimmt die dampf- und zahnradgetriebene Mechanik ein – daher auch die Genrebezeichnung. Das Suffix -punk steht für Gegenkultur: Der Konsum- und Wegwerfgesellschaft steht man eher kritisch gegenüber und zieht diesen handgefertigte und selbst kreierte Produkte mit der Ästhetik von Kolben, Bolzen und Zahnrädern vor. Steampunk-Erzählungen haben in der Regel einen positiven, fast romantisch-utopischen Blick auf den technischen Fortschritt. Während das Genre zunächst auf die literarische Produktion beschränkt war, findet es sich heute in Elementen auch in Film und Fernsehen, Musik, Design und Mode und sogar Gesellschafts- und Computerspielen.

Steampunk war und ist ein Nischenphänomen – auch in der hispanophonen Welt. Vor allem in Spanien, Mexiko, Chile und Brasilien findet man seit der Jahrtausendwende kleinere Communitys und unter dem Begriff Vaporpunk auch einige literarische Vertreter. Mexiko etwa beheimatete die erste spanischsprachige Zeitschrift zum Vaporpunk, El Investigador, in der sowohl Sekundär- als auch Primärtexte publiziert wurden. Die Online-Zeitschrift erschien in insgesamt 33 Ausgaben von 2011 bis 2013.

Der Pionier des Genres in Chile war Sergio Meier, der mit dem Roman La segunda enciclopedia de Tlön (2007) erfolgreich wurde. Nachdem er mit nur 43 Jahren bereits im Jahr 2009 verstarb, wurde es in Chile wieder ruhig um das Genre. Erst 2011 lebte Vaporpunk in Chile wieder auf – gleich drei zentrale Werke wurden in diesem Jahr veröffentlicht: Misterios y revelaciones en Allasneda von Sascha Hannig, die Graphic Novel 1899 von Nelson Daniel und Francisco Ortega sowie La sombra de fuego von Alberto Rojas. Sascha Hannig führte ihre Allasneda-Welt 2014 mit dem Roman Secretos perdidos en Allasneda fort.

Ein spanischer Autor wiederum hat es mit seiner „Viktorianischen Trilogie“ zu weitreichender internationaler Berühmtheit gebracht: Die drei Romane El mapa del tiempo (2008), El mapa del cielo (2012) und El mapa del caos (2014) von Félix J. Palma liegen allesamt auch in deutscher Übersetzung vor.