Digitale Ressourcen: Paraguay

Bisherige Vorstellungen in der Reihe Digitale Ressourcen: Kolumbien, Uruguay, Guatemala, Chile, Brasilien, Peru, Lusophones Afrika, Panama Kanal, Mexiko, Ecuador.

Auch auf Materialien aus Paraguay kann zunehmend per Internet zugegriffen werden: Im Zuge von Transparenzbemühungen, Veröffentlichung historischer Materialien und Forschungsergebnissen bildet sich eine digitale Landschaft heraus, aus der einige Beispiele im Folgenden vorgestellt werden sollen.

Daten und Statistiken

Wie viele Staaten stellt auch Paraguay für Forschungs- und Bildungszwecke Statistiken und Fakten zum Land inzwischen auf Seiten der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung. Sicherlich die wichtigsten Seiten sind hier die Webpräsenzen des nationalen Statistikamtes, Instituto Nacional de Estadística und die Website datos.gov.py. Erstere stellt Landesstatistiken aus Zensus, Verzeichnissen und Umfragen dar, letztere veröffentlicht Daten vor allem für die praktischen Zwecke der paraguayischen Bevölkerung.

Die Seiten werden laufend aktualisiert und auch die Verknüpfungen der Datensets ist beständig. Ebenfalls auf staatlichen Seiten finden sich sehr spezifische Datenbanken wie etwa Georeferenz-Daten zu indigenen Gemeinden oder eine Datenbank zu verabschiedeten Gesetzen.

Auf der Website des INE finden sich verschiedene Themenkomplexe mit Daten, Screenshot von https://www.ine.gov.py

Digitalisierung im Nationalarchiv

Das Archivo Nacional en Asunción stellt auf seiner Seite einige Sammlungen digitalisierter Bestände zur Verfügung, darunter nicht nur historische Dokumente, sondern auch Filmmaterial. Jede Sammlung wartet mit einer Beschreibung auf, die als Anhaltspunkt für den jeweiligen Zuschnitt dient: Eine Suchoberfläche mit Filtermöglichkeit ermöglicht auch einen Einstieg über Schlagwörter in die diversen Materialien.

Die benutzte Softwarelösung AtoM bietet einen nachvollziehbaren Einstieg in die einzelnen Dokumente und Metadaten im XML-Format zu jedem Digitalisat. Die als PDF bereitgestellten Dokumente sind durchweg gut lesbar, allerdings teilweise mit einem Wasserzeichen des ANA versehen.

Teil einer Akte eines Rechtsstreites von 1814 in den digitalen Sammlungen des ANA, s. http://cyj.anasnc.senatics.gov.py/index.php/atanasio-jara-contra-juan-bautista-segovia-sobre-tierra-en-barcequillo

Archivo del Terror – Nachweisinstrument zur Dokumentation der Militärdiktatur

Im Rahmen der Aufarbeitung der paraguayischen Militärdiktatur und des Anspruches auf habeas data wurden die Datensätze zu 60.000 Nachweisen des Centro de Documentación y Archivo para la Defensa de los Derechos Humanos online zugängig gemacht. Hier handelt es sich prinzipiell zunächst um ein Nachweisinstrument, das jedoch mit einigen (wenigen) digitalen Bildern von Dokumenten zur Operación Condor angereichert wurde.

So begegnet das Museo de la Justicia der Schwierigkeit, mit begrenzten Ressourcen trotzdem auch auf Distanz einen Einblick in die vorhandene Dokumentation geben zu wollen. Zum Tag dieses Blogposts allerdings sind die verlinkten Bilddateien der Filmrolle 00143F nicht abrufbar. Das in Zusammenarbeit mit dem National Security Archive bereits Anfang der 2000er laufende Projekt scheint also nicht weiter entwickelt zu werden, auch wenn das Nachweisinstrument insbesondere für Forschende zu den Militärdiktaturen Lateinamerikas sicherlich relevant ist. Bestandteile der alten Webpräsenz finden sich hier.

Digitalisierte Zeitschriften in der Hemeroteca der Biblioteca Nacional

Cabichui, periodico de la Guerra de la Triple Alianza, in der digitalen Hemerothek der Nationalbibliothek, http://bibliotecanacional.gov.py/hemeroteca/coleccion-cabichui-del-n-1-al-n-55/

Einige ausgewählte Zeitschriften präsentiert die Nationalbibliothek digital auf ihrer Website, darunter etwa Cabichui, die zwischen 1867 und 1868 erschien, oder die auf Guaraní verfasste Caciqué Lambaré, ebenfalls eine Zeitschrift der Zeit des Tripel-Allianz-Krieges. Beide zeugen von dem Versuch einer nationalen Mobilisierung der paraguayischen Bevölkerung für den Krieg, der bis heute Lateinamerikas blutigsten Territorialkonflikt darstellt.

Im IAI-Katalog findet sich neben den ebenfalls verzeichneten Digitalisaten auch eine Faksimile-Ausgabe von Cabichuí.

Abschließend ist also die digitale Forschungslandschaft Paraguays sicherlich noch im Aufbau – ein regelmäßiger Besuch vor allem bei den Webseiten des Nationalarchivs und der Nationalbibliothek dürfte für Forschende zur Region dennoch vielversprechend sein.

Vielen Dank an Alex Farias Gomes (IAI) und Carlos Osorio (GWU) für ihre Unterstützung bei dieser Recherche.